Nichts gegen Design aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder den USA, aber zu jener Ära war Italien mit seinen Stil-Virtuosen und den entsprechenden Karosserie-Schmieden im Hintergrund unschlagbar. Die Liste der Stilisten, ob in Diensten großer Karosserieschneider oder in Eigenregie wirkend, ist lang, und doch sticht einer hervor: Marcello Gandini.
Geboren 1938 im italienischen Automobil-Epizentrum Turin, prägte ihn früh das musische Elternhaus, war sein Vater doch Dirigent und Komponist. Aber noch mehr als das Klavier faszinierten Gandini Automobile und deren Technik, weshalb er der Musik den Rücken kehrte und sich fortan seiner Passion widmete. 1964 kam er zu Bertone, wo er direkt dem damaligen Chefdesigner Giorgetto Guigiaro (ebenfalls Jahrgang 1938) unterstellt war. Als Guigiaro 1964 Bertone verließ, um sein eigenes Designstudio zu gründen, wurde der 27jährige Marcello Gandini von Nuccio Bertone zum Chefdesigner befördert. Was folgte, sind heute die vielleicht aufregendsten Designs ihrer Zeit, die berühmtesten von Gandini und epochale Automobile, davon viele im Zeichen des Stiers aus Sant’Agata Bolognese: Lamborghini Miura (1966), Lamborghini Espada (1968), Lamborghini Jarama (1970), Lamborghini Countach (1974), Lamborghini Diablo (1990) und die Modelle Stratos (1971) und Montreal (1970) für die Marken Lancia bzw. Alfa Romeo, um nur ein paar wenige „Quartett-Trümpfe“ zu nennen.
Neben mondän und extravagant konnte Gandini auch „Brot und Butter“ z.B. in Gestalt von Innocenti Mini (1974), Audi 50 / VW Polo (1974), BMW 5er der Serie E12 (1972, stark inspiriert von Gandinis Studie „Garmisch“ für BMW) und Citroen BX (1982).
Am 13. März 2024 verstarb Marcello Gandini und hinterlässt Design-Ikonen, von denen Sie fünf atemberaubende Beispiele auf der RETRO CLASSICS BAVARIA® 2024 im Rahmen der Sonderschau „Tribut an Marcello Gandini“ bewundern können (Halle 3C, Stand A12).